>> Wer ist Mutter Eugenia?
Es schien uns angebracht, das Zeugnis des Bischofs von Grenoble, S.E. Mons. Alexandre Caillot, wiederzugeben, das er zum Abschluss der Arbeiten durch die Kommission der Experten erstellt hat, die aus verschiedenen Teilen Frankreichs zu dem von ihm in die Wege geleiteten Diözesanprozess im Jahr 1935 gekommen sind, dessen Dauer mehr als zehn Jahre betrug. Unter den Kommissionsteilnehmern waren: der Vikar des Bischofs von Grenoble, Mons. Guerry, Theologe; die Jesuitenbrüder Alberto und Augusto Valencin, die auf dem Gebiet der Philosophie und Theologie als ausgesprochene Autoritäten galten und zudem Experten in der Bewertung ähnlicher Fälle waren; zwei Doktoren der Medizin, der eine von ihnen Psychiater.
„Zehn Jahre sind vergangen, seit ich als Bischof von Grenoble die Eröffnung der Untersuchung zu dem Fall von Mutter Eugenia veranlasst habe. Jetzt bin ich im Besitz ausreichender Elemente, die ich der Kirche in meinem Zeugnis als Bischof vorlegen kann.
1.) Eine erste Gewissheit zeigte sich im vollen Lichte der Untersuchung: die der soliden Tugendhaftigkeiten von Mutter Eugenia. Seit Anbeginn ihres religiösen Lebens hatte die Ordensschwester die Aufmerksamkeit der Vorgesetzten wegen ihrer Frömmigkeit, ihres Gehorsams und ihrer Demut auf sich gelenkt.
Die Oberinnen, von den Gegebenheiten ihres außerordentlichen Charakters, der sich während ihres Noviziates zeigte, verwirrt, waren versucht, sie nicht im Konvent zu behalten. Sie zögerten und mussten schließlich auf ihr Vorhaben angesichts des beispielhaften Lebens der Schwester verzichten.
Während der Untersuchung stellte Schwester Eugenia ihre große Geduld und Fügsamkeit unter Beweis, unterzog sich ohne zu klagen allen medizinischen Untersuchungen, beantwortete die oft langen und peinlichen Fragen der theologischen und medizinischen Begutachter, akzeptierte die Einwände und Prüfungen.
Alle Ermittler lobten vor allem ihre Einfachheit.
Verschiedene Umstände erlaubten zudem die Erkenntnis, dass die Schwester fähig war, eine heroische Tugendhaftigkeit zu praktizieren, wie es die Theologen bezeugen, und ganz besonders fiel der Gehorsam im Verlauf der Untersuchung durch den ehrwürdigen P. Augusto Valencin im Juni 1934 auf, ebenso die Demut, wie es an dem schmerzerfüllten Tag des 20. Dezember 1934 der Fall war.
Was ihre Funktion als Generaloberin betraf, so kann ich bestätigen, dass ich sie darin sehr pflichtbewusst vorfand, mit einer Hingabe an ihre Aufgabe, die ihr vor allem deshalb, weil sie nicht eigens dazu vorbereitet war, sehr schwierig erscheinen musste. Voll der Liebe widmete sie sich den Seelen, ihrer Kongregation und der Kirche. Die, die in ihrer unmittelbaren Umgebung lebten, waren ebenso wie ich von ihrer Charakterstärke in schwierigen Situationen beeindruckt. Es sind nicht nur die Tugenden, die mich beeindrucken, es sind auch die Qualitäten, die die Mutter bei der Ausübung ihrer Autorität erkennen ließ und der Fakt, dass eine Ordensschwester, die wenig unterwiesen war, dazu bestimmt ist, das höchste Amt in ihrer Kongregation zu besetzen. Schon das allein ist recht außergewöhnlich, und von diesem Gesichtspunkt her ist die Untersuchung, die durch meinen Generalvikar, Mons. Guerry, am Tag der Wahl erfolgte, sehr eindrucksvoll. Die Antworten der Oberen, und zwar aller, der Oberinnen und Delegierten verschiedener Missionen, haben gezeigt, dass sie die Kandidatin trotz ihres jugendlichen Alters und der kirchenrechtlichen Hindernisse, die normalerweise zur Ablehnung ihrer Ernennung geführt hätten, zur Generaloberin wählten, weil sie ihren Gerechtigkeitssinn, ihre Ausgewogenheit, ihre Energie und ihre Seelenstärke schätzten. Tatsächlich schien sie die in sie gesetzten Erwartungen all jener, die sie gewählt hatten, noch zu übertreffen.
Was ich an ihr besonders schätzte, war vor allem ihre außerordentlich lebendige und scharfsinnige Intelligenz. Ich sagte bereits, dass sie keine Ausbildung genoss, doch dies hing von Dingen ab, die sie nicht beeinflussen konnte: die lange Krankheit ihrer Mutter hatte sie schon in jungen Jahren dazu verpflichtet, Sorge um den Haushalt zu tragen, so blieb sie auch sehr oft der Schule fern. Bis zu ihrem Eintritt in den Konvent folgten dann noch sehr harte Jahre als Weberin in der Fabrik. Trotz dieser elementaren Bildungslücken, die offensichtlich die Folge für ihre eigene Art zu schreiben und die Orthographie zu beherrschen waren, hielt Mutter Eugenia zahlreiche Vorträge in ihrer Gemeinschaft. Bemerkenswert ist auch, dass sie selbst die Rundschreiben für ihre Kongregation verfasste, ebenso die Verträge, die mit Gemeinden oder Verwaltungsbehörden über die Pflegeeinrichtungen geschlossen wurden, deren Betreuung die Schwestern „Unserer Lieben Frau der Apostel“ übernahmen. Sie verfasste ein großes Direktorium.
Sie sieht jede Situation klar und richtig, auch in Fällen von Gewissensfragen. Ihre Direktiven sind eindeutig, genau und vor allem praktisch. Sie kannte jede einzelne ihrer 1400 Töchter, deren Eigenheiten und Tugenden, so verstand sie bei der Zuweisung zu den verschiedenen Aufgaben stets die auszuwählen, die unter ihnen auch entsprechend dazu geeignet waren. Ebenso besaß sie eine genaue und persönliche Kenntnis über die Bedürfnisse und die vorhandenen Mittel ihrer Kongregation und über die jeweils gegebenen Umstände in den betreffenden Ordenshäusern. Alle ihr unterstehenden Missionsgebiete hatte sie besucht.
Wir möchten auch die Fähigkeit ihrer Umsichtigkeit hervorheben. Sie hatte alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, damit in der Zukunft jeder pflegerischen oder schulischen Einrichtung diplomierte Schwestern zur Verfügung standen und alles vorhanden war, was zum Leben und für die Weiterentwicklung gebraucht wurde. Schliesslich scheint es mir besonders interessant, auf folgendes hinzuweisen: Mutter Eugenia schien ausgestattet mit einer besonderen Entscheidungskraft, mit Sachlichkeit und dem Willen, ihre Absichten zu verwirklichen. In sechs Jahren hat sie 67 Stiftungen gegründet und verstand es, für ihre Kongregation wirklich nützliche Verbesserungen zu schaffen.
Wenn ich die Qualität ihrer Intelligenz, ihren Gerechtigkeitssinn, ihren Willen, ihre Befähigung im Umgang mit Verwaltungsbehörden hervorhebe, so ist es deshalb, weil ich finde, dass damit jede der Hypothesen, die im Verlaufe der Untersuchungen formuliert wurden, unhaltbar und keineswegs zufriedenstellend sind: die Hypothese von Halluzination, von Illusion, Spiritismus , Hysterie und Wahnvorstellung.
Das Leben der Mutter zeigt eine gleichbleibende Bestätigung und Manifestation ihres psychischen und allgemeinen Gleichgewichtes, und auch für die strengen Beobachter schien dieses Gleichgewicht das dominierende Kennzeichen ihrer Persönlichkeit zu sein. Die anderen Hypothesen wie Beeinflussbarkeit und Manipulierbarkeit, die die Untersucher dazu veranlassten sich zu fragen, ob sie nicht eine sehr empfindsame Natur vor sich hätten, die wie ein geschliffener Spiegel alle Einflüsse und Eindrücke wiedergibt, wurden gleichfalls durch das tägliche und tatsächliche Leben Mutter Eugenias ausgeräumt. Obwohl Mutter Eugenia mit einer sensiblen Natur und einem gefühlsbetonten Temperament ausgestattet ist, hat sie unter Beweis gestellt, dass sie niemandem irgendeinen Vorzug gab und weit davon entfernt war, sich von menschlichen Meinungen beeinflussen zu lassen. Sie verstand ihre Pläne umzusetzen, vertrat ihre Aktivitäten und ihre Verwirklichungen und setzte ihren persönlichen Charme gegenüber den anderen durch. Eine einfache Darstellung belegt dies mehr als jede Beurteilung: Am Tag nach ihrer Wahl zur Generaloberen musste sie mit der Ernennung einiger Oberinnen fortsetzen. Und nun zauderte sie nicht, eine zu ersetzen, die gerade erst für sie gestimmt hatte und sich inzwischen auf dem Flug nach Ägypten befand. Hier erfuhr diese durch eine Mitteilung per Luftpost von ihrer Amtsenthebung.
2.) Ziel des Auftrags:
Der Gegenstand des Auftrags, der Mutter Eugenia anvertraut worden ist, ist sehr präzise und vom doktrinären Gesichtspunkt gesehen auch, wie mir scheint, legitim und angebracht.
Die genaue Mission ist: den Vater bekannt zu machen und zu ehren, vor allem die Forderung an die Kirche zur Einführung eines speziellen Festes. Die Untersuchung hat ergeben, dass ein liturgisches Fest zu Ehren des Vaters recht gut mit der gesamten Linie des katholischen Kultes vereinbar wäre und mit der traditionellen Bewegung des katholischen Gebetes, dem Aufsteigen zum Vater durch den Sohn im Heiligen Geist, übereinstimmt, wie es die Hochgebete der Hl. Messe und die liturgischen Darbringungen zum Vater im Heiligen Opfer beweisen. Andererseits ist es seltsam, dass es bisher noch kein spezielles Fest zur Ehre des Vaters gibt: die Dreifaltigkeit wird als solche geehrt, das Wort und der Heilige Geist werden in ihrer Mission und in ihren äußerlichen Offenbarungen geehrt, nur der Vater hat kein eigenes Fest, das die Aufmerksamkeit des christlichen Volkes in besonderer Weise aufs Seine Person lenken würde. Aus einer sehr weitreichenden Umfrage unter vielen Gläubigen aus den verschiedensten Sozialschichten bis hin zu Priestern und Ordensleuten bezüglich des Fehlens eines liturgischen Festes zu Seiner Ehre geht hervor: „Der Vater ist weitgehend unbekannt, man betet nicht zu Ihm und man denkt auch kaum an Ihn.“ Diejenigen, die diese Umfrage durchgeführt haben, entdeckten auch mit Verwunderung, dass eine große Anzahl der Christen sich vom Vater entfernt hat, weil sie in Ihm einen furchtbaren Richter sehen. Sie bevorzugen, sich an die Menschlichkeit Jesu Christi zu wenden, und viele bitten auch Jesus Christus darum, sie vor dem Zorn des Vaters zu schützen!
Ein spezielles liturgisches Fest hätte daher als ersten Effekt, der Frömmigkeit vieler Christen wieder eine Richtlinie zu geben und sie abermals dem göttlichen Erlöser zuzuführen: „Alles, worum ihr den Vater in meinem Namen bittet…“ und „So sollt ihr beten: Vater unser…“
Gleichzeitig würde ihnen ein liturgisches Fest zu Ehren des Vaters auch dazu verhelfen, den Blick wieder zu Ihm zu erheben, den der Apostel Jakobus „den Vater des Lichtes, von dem uns alle Gaben kommen…“ nannte. Die Seelen würden sich angewöhnen, die göttliche Güte in Betracht zu ziehen, die Wohltaten Gottes, seine väterliche Vorsehung, und dass diese Vorsehung tatsächlich die des Dreifaltigen Gottes ist. Und dass es Seiner göttlichen Natur, die in den drei Personen gegenwärtig ist, entspricht, die unsagbaren Schätze Seiner unendlichen Barmherzigkeit über die Welt auszugießen. Vielleicht sieht man auch deshalb gar keinen Grund, den Vater im Besonderen zu ehren, da Er uns doch Seinen Sohn gesandt hat, in dem Er ist? Wenn es aber alles in allem recht ist, dem Sohn und dem Heiligen Geist wegen ihrer äußerlichen Offenbarungen ein liturgisches Fest einzuräumen, wäre es dann nicht ebenso recht und verpflichtend, Gott Vater desgleichen für das Geschenk das Er uns in Seinem Sohn gemacht hat Dank zu sagen, wie es ja die Präfationen der Hl. Messe fordern?
Das eigentliche Ziel dieses speziellen Festes wird auf ganz klare Weise offenkundig: den Vater ehren, Ihm danken und Ihn lobpreisen, weil Er uns Seinen Sohn geschenkt hat, also mit einem Wort und wie es genau genommen die Botschaft sagt: jenem Urheber der Erlösung Ehre, Lob und Dank entgegenbringen. Ihm Dank zu sagen, der die Welt so sehr geliebt hat, dass Er ihr Seinen eingeborenen Sohn hingab, damit alle Menschen, vereint im Mystischen Leib Christi und in diesem Sohn zu Seinen Kindern werden können. In dem Moment, wo die Welt, erschüttert von der Doktrin des Laizismus, des Atheismus und der modernen Philosophie, Gott als den wahren Gott nicht mehr kennt, würde dann ein solches Fest nicht doch vielen Menschen den lebendigen Vater, wie ihn uns Christus offenbart hat, bekannt machen, den Vater der Barmherzigkeit und Güte? Würde es nicht dazu beitragen, dass die Zahl derer, die den Vater «im Geist und in der Wahrheit» anbeten, anwachsen würde, wie es Jesus verkündet hat? In dem Moment, wo die Welt von mörderischen Kriegen erschüttert und leidgeprüft ist, ist es notwendig, nach einem beständigen und vereinigenden Prinzip zu suchen, das die Völker wieder zueinander führt, und dafür könnte das Fest ein großes Licht sein, indem es die Menschen lehrt, dass sie alle im Himmel denselben Vater haben: nämlich den Vater, der ihnen Jesus geschenkt hat, damit er sie als die Glieder seines mystischen Leibes und in demselben Geist der Liebe vereint zu Ihm hinführe! Ermöglicht nicht dieses Fest gerade In dieser Zeit, in der viele Seelen von den Prüfungen des Krieges erschöpft und müde geworden sind und ein Leben tiefer innerer Beschaulichkeit begehren, sie „von innen her“ zu bewegen, indem sie den Vater anbeten, der im Geheimen ist, dem sie sich großmütig und in kindlicher Hingabe anvertrauen, der der einzigartige Lebensquell der Heiligen Dreifaltigkeit in ihnen ist? Würde ein solches Fest nicht sehr gut auch die übernatürlichen Strömungen enthalten, die logischerweise die Seele durch das Vertrauen und das sich Überlassen in den Göttlichen Willen zur kindlichen Spiritualität und zum Kindsein mit dem Vater drängt, also zum Geist des Glaubens? Andererseits und abgesehen von der Frage nach einem speziellen Fest und was auch immer die Entscheidung der Kirche diesbezüglich ist, wird sich hierbei ein Problem in der Glaubenslehre auftun. Namhafte Theologen meinen, dass die Doktrin über die Beziehungen der Seele mit der Dreifaltigkeit vertieft werden müsse und dass die Dreifaltigkeit für die Seele eine Quelle des Lichtes bezüglich der Lebenseinheit zwischen dem Vater und dem Sohn sein müsse, von der der Heilige Johannes spricht, ein Teilhaben am Leben Jesu, dem Sohn des Vaters und vor allem an seiner kindlichen Liebe zu Ihm. Was auch immer dieses theologische Problem bedeuten mag, was ich hier unterstreichen möchte ist folgender Fakt: eine einfache, in theologischen Fragen unerfahrene Frau erklärt, göttliche Mitteilungen zu erhalten, die sehr reich an Glaubensinhalten sein könnten.
Die unrichtigen Konstruktionen über eine Visionärin sind banal, steril und unstimmig. Ganz im Gegenteil ist die Botschaft, von der Mutter Eugenia sagt, sie sei ihr vom Vater anvertraut worden, fruchtbar und von einer harmonischen Verbindung zweier Charakteristika gekennzeichnet, die sie als gesichert gelten lassen: auf der einen Seite hält sie sich an die Tradition der Kirche, ohne irgendeinen neuen Aspekt aufzubringen, der einen gegenteiligen Verdacht erregen könnte, denn immer wieder wird darauf hingewiesen, dass alles bereits schon durch die Offenbarung Christi über den Vater gesagt worden ist und im Evangelium geschrieben steht. Auf der anderen Seite aber weist die Botschaft sehr klar darauf hin, dass es notwendig ist, diese große Wahrheit über die Kenntnis des Vaters wieder zu erinnern, zu vertiefen und zu leben.
Ist das Missverhältnis zwischen der Schwäche des Instrumentes, das aus sich selbst heraus unfähig ist, eine übernatürliche Glaubenslehre zu entdecken, und der Tiefe der Botschaft, die der Schwester übermittelt wird, der Grund dafür, der ein höheres, übernatürliches und göttliches Einschreiten nicht erahnen lässt, durch das die Botschaft der Schwester anvertraut wurde? Ich kann nicht erkennen, wie man menschlich gesehen und seitens der Schwester die Entdeckung erklären könnte, wie man überhaupt eine solche Idee haben könnte, deren Einzigartigkeit und Fruchtbarkeit die Theologen erst nach und nach erahnen konnten. Ein anderer Fakt scheint mir gleichfalls sehr beeindruckend: als Schwester Eugenia bekannt gab, dass sie eine Erscheinung des Vaters gehabt hatte, haben die Theologischen Untersucher eingewendet, dass Erscheinungen des Vaters in sich selbst schon unmöglich wären, dass sich solche niemals in der Geschichte zuvor ereignet haben. Auf diese Einwände leistete die Schwester steten Widerstand, indem sie ganz einfach erklärte: «Der Vater hat mir gesagt, alles niederzuschreiben, was ich sah. Er fordert nun seine Kinder, die Theologen, dazu auf, die Erklärung dafür zu suchen.» Die Schwester hat nie etwas von dem, was sie gesagt hat, verändert, über lange Monate hinweg hat sie ihre Behauptungen aufrecht erhalten. Erst im Januar 1934 entdeckten die Theologen bei Thomas von Aquin die Antwort auf ihre bisher aufrecht erhaltenen Einwände. Die Antwort des großen Kirchendoktors auf die Unterscheidung von „Erscheinung“ und „Mission“ war erleuchtend. Sie überwand die Hürde, die die gesamte Untersuchung lähmte. Die kleine unwissende Schwester hatte Recht behalten gegen die gelehrten Theologen. Wie kann man auch in diesem Falle aus menschlicher Sicht das Licht, die Weisheit und die Beharrlichkeit der Schwester erklären? Eine falsche Visionärin hätte versucht, sich den theologischen Erklärungen anzupassen. Die Schwester blieb jedoch hartnäckig. Nun, dies sind wiederum Gründe, warum ihr Zeugnis würdig erscheint, dass es mit Zutrauen unterstützt werde.
Auf jeden Fall erscheint mir noch erwähnenswert, auf ihre Zurückhaltung gegenüber dem Wundersamen hinzuweisen. Während falsche Mystikerinnen die Dinge in den Vordergrund stellen und nichts anderes als nur das Außergewöhnliche sehen, stehen diese Dinge im Falle der Schwester an zweiter Stelle und werden den Ergebnisses aus den Prüfungen und Untersuchungen überlassen: Das Fehlen von Überschwänglichkeit und ein Wertegleichgewicht erwecken einen guten Eindruck über sie.
Über die Untersuchungsergebnisse der Theologen werde ich nur wenig sagen. Die hochwürdigen Patres Alberto und Augusto Valencin sind wegen ihrer philosophischen und theologischen Autorität und wegen der Kenntnisse über das spirituelle Leben sehr geschätzt. Bereits bei anderen Angelegenheiten dieser Art haben sie einschreiten müssen und haben diese, wie den vorliegenden Fall, ihrer Prüfung unterzogen.
Wir wissen, dass sie ihrer Aufgabe mit großer Umsicht nachgekommen sind. Das ist auch der Grund, warum unsere Wahl auf sie gefallen ist.
Wir sind ihnen für die Zusammenarbeit, die wirklich geduldig und gewissenhaft war, sehr dankbar. Ihre Zeugnisaussage über die Schwester und darüber, dass die Ereignisse in ihrer Gesamtheit in einem übernatürlichen Ursprung zu erklären sind, hat um so mehr Wert, als man bedenkt, wie sie anfangs zauderten und sogar feindselig und skeptisch gegen den Untersuchungsgegenstand eingestellt waren, dann später objektiv beurteilten. Sie waren erst nach und nach überzeugt, nachdem sie jegliche Art von Einsprüchen erhoben und die Schwester harten Prüfungen unterzogen hatten.
Schlussfolgerungen
Im Einklang mit meiner Seele und meinem Gewissen sowie in dem äußerst wachen Bewusstsein meiner Verantwortung gegenüber der Kirche erkläre ich, dass das übernatürliche und göttliche Geschehen nur in der Gesamtheit seiner Fakten eine logische und befriedigende Erklärung zu geben vermag. Abgesehen von allen weiteren Umständen erscheint mir diese wesentliche Tatsache voller Adel, Erhabenheit und übernatürlicher Fruchtbarkeit.
Eine demütige Ordensfrau hat die Seelen an den wahren Kult erinnert, an die Anbetung des Vaters, wie sie Jesus lehrte und wie die Kirche sie in ihrer Liturgie festgesetzt hat. Daran ist nichts Besorgniserregendes, es ist recht einfach und entspricht einer soliden Doktrin.
Die wunderbaren Umstände, die diese Botschaft begleiten, könnten von diesem zentralen Ereignis getrennt werden, und doch würde die Botschaft weiterhin ihren vollen Wert beibehalten. Die Kirche wird nach den Gründen der Glaubenslehre entscheiden, ob der Gedanke eines besonderen Festes von dem speziellen Fall der Schwester getrennt betrachtet werden kann.
Ich glaube, dass der entscheidende Beweis der Echtheit des Auftrags der Schwester dadurch erbracht wurde, dass sie uns durch ihr tägliches Leben auf diese Glaubenslehre hinweist, an die sie uns erinnern sollte. Ich halte es für angebracht, dass sie ihr Werk fortsetzt. Ich glaube, dass hier der Finger Gottes wirkt, und nach zehn Jahren der Suche , des Nachdenkens und des Gebetes preise ich den Vater, dass Er meine Diözese für würdig hielt, sie zum Ort solch liebevoller Offenbarungen auszuerwählen.
+ ALEXANDRE CAILLOT
Bischof von Grenoble
zur Zeit der Erscheinung
die Botschaft des Vaters in verschiedenen Sprachen
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