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Am 13. Juli versammelten sich in der Cova d’Ira mehr als 2.000 Personen. Die Leute waren dermaßen zahlreich, dass die drei Kinder Mühe hatten, zu der Steineiche zu gelangen. Dort knieten sie sich nieder, und Lucia begann mit dem Rosenkranz. Pünktlich zur Mittagszeit ereignete sich die Erscheinung.
„Was wünschen Sie von mir?“, fragte Lucia.
„Ich wünsche, dass ihr am 13. des kommenden Monats wieder hierher kommt und damit fortfahrt, täglich den Rosenkranz zur Ehre der ‚Madonna des Rosenkranzes’ zu beten.“, antwortete die Dame.
„Ich möchte Sie bitten , mir zu sagen, wer Sie sind und ein Wunder zu wirken, damit alle glauben, dass Sie es sind, die uns erscheint.“, flehte Lucia. Die schöne Frau entgegnete: „Kommt weiterhin jeden Monat hierher. Im Oktober werde ich euch sagen, wer ich bin und was ich will, und damit alle es glauben mögen, werde ich ein Wunder bewirken, das alle sehen werden.“
Lucia bat um die Gnade für viele Kranke und für andere schwierige Fälle. Die Gottesmutter entgegnete immer wieder daraufhin, den Rosenkranz jeden Tag zu beten, vor allem innerhalb der Familie: dieses war die allgemeine Bedingung, um die erbetenen Gnaden zu erlangen. Schließlich sagte die Frau: „Opfert euch für die Sünder auf. Und sprecht häufig, besonders wenn ihr irgendein Opfer bringt: „Oh Jesus, dies ist für Eure Liebe, für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne der Sünden, die gegen das Unbefleckte Herz Mariens begangen werden.“
„Bei diesen Worten“, setzt Lucia fort, „öffnete Sie erneut, wie in den beiden vorausgegangenen Monaten, die Hände. Der Lichtstrahl, der ihnen wiederum entströmte, schien die Erde zu durchdringen. Wir sahen gleichsam ein Feuermeer, und eingetaucht in dieses Feuer Dämonen und die armen Seelen, als ob sie durchscheinend und schwarz glühende Kohlen in menschlicher Gestalt seien, die in diesem Feuer schwammen, emporgeschleudert von den Flammen, die unter Wolken von Rauch aus ihnen selbst hervorschlugen. Sie fielen nach allen Seiten, wie Funken bei gewaltigen Bränden, ohne Schwere und Gleichgewicht, unter Schreien und Heulen vor Schmerz und Verzweiflung, was vor Schrecken erbeben und erstarren ließ. Die Dämonen unterschieden sich durch die schreckliche und scheußliche Gestalt widerlicher, unbekannter Tiere, sie waren aber durchscheinend wie schwarze, glühende Kohle.“
Jacinta, völlig verstört, schrie schrecklich auf, was alle Anwesenden hörten: „Ohhh! Heilige Jungfrau!!!...!“ Lucia schrieb erläuternd zu dieser Vision: „Zum Glück dauerte diese Szene nur wenige Minuten und die Gnade Gottes hielt uns aufrecht. Anderenfalls wären wir vor Entsetzen gestorben. Jedoch“, setzte sie fort, „war mir all das einschneidend im Gedächtnis und im Herzen geblieben, vor allem die Traurigkeit dieser Dame, als Sie uns die Hölle zeigte!“
„Ihr habt nun die Hölle gesehen,“ sagte Sie zu den Kindern in Güte und doch mit Traurigkeit, „in die die armen Sünder kommen. Um sie zu retten, will Gott die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen in der Welt begründen. Wenn man tut, was ich euch sage, werden viele gerettet und werden Frieden haben. Der Krieg geht seinem Ende zu. Doch wenn man nicht damit aufhört, Gott zu beleidigen, wird unter dem Pontifikat von Pius XI. ein anderer, schlimmerer Krieg ausbrechen. Wenn ihr eine Nacht erhellt sehen werdet durch ein unbekanntes Licht, dann wisset, dass dies das große Zeichen ist, das Gott euch gibt, dassEr nun die Welt für ihre Missetaten durch Krieg, Hungersnot und Verfolgung der Kirche und des Heiligen Vaters strafen wird! Um das zu verhüten, werde ich kommen, um die Weihe Russlands an mein Makelloses Herz und die Sühnekommunion an den ersten Samstagen zu fordern.Wenn man auf meine Wünsche hört,wird Russland sich bekehren, und es wird Friede sein. Wenn nicht, dann wird es seine Irrlehren über die Welt verbreiten, wird Kriege und Verfolgungen über die Kirche heraufbeschwören; die Guten werden gemartert werden, und der Heilige Vater wird viel zu leiden haben, verschiedene Nationen werden vernichtet werden; am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren. Der Heilige Vater wird mir Russland weihen, das sich bekehren wird, und eine Zeit des Friedens wird der Welt geschenkt werden.“
Von diesen schauerlichen Bildern und dem dazu Gehörten waren die Kinder nahezu ihrer Sinne beraubt. Nach einigen Augenblicken fragte Lucia die Dame: „Wünschen Sie sonst nichts von mir?“
„Nein, heute will ich nichts mehr von Dir.“
Ein Donnergrollen war zu hören, die Jungfrau erhob sich wie beim letzten mal und auf dieselbe Weise, bis Sie in der Weite des Himmels verschwunden war.
Die Höllenvision, die Prophezeiung über Russland und die Unsicherheit der Zukunft der Welt bilden die beiden ersten Teile des Geheimnisses von Fatima. Es ist das Geheimnis, aufgrund dessen die drei Hirtenkinder von nun an soviel leiden werden: Lucia offenbarte diese beiden Teile des Geheimnisses von Fatima einige Jahre später, als sie bereits Ordensschwester war.
FATIMA, HINWEIS AUF DIE EIWIGEN WAHRHEITEN DES GLAUBENS
Bei dieser dritten Erscheinung versprach die Jungfrau den Kindern also ein Wunder (das dann am 13. Oktober erfolgte), damit alle glauben mögen, und sie ließ die Kinder den Ort der Hölle sehen, wo diejenigen enden werden, die Gott nicht lieben und Ihn sogar bekämpfen.
Ihr wisst, Kinder, was nach dem Tod geschieht? Da beginnt das ewige Leben, also das Leben, das kein Ende mehr haben wird, selbst nicht nach Millionen und aber Millionen von Jahren… Was aber wird dann aus unserer Seele?
Wenn wir gut in unserem Leben sein werden und uns zu heiligen trachten, wenn wir mit Duldsamkeit die Leiden annehmen, die uns der Herr schicken wird, allen Gutes und niemandem etwas Böses wollen, mit Jesus in den Sakramenten der Heiligen Beichte und der Kommunion vereint bleiben und auch Maria durch den täglichen Heiligen Rosenkranz die Treue halten, dann werden wir in den HIMMEL gelangen.
Was aber ist der Himmel? Er ist das Paradies, das ewig dauernde Wohlgefühl bei Gott, die einzig wirkliche Freude unserer Seele. Die Gottesmutter hatte bei ihrer ersten Erscheinung gesagt: „Ich bin vom Himmel“ und hatte Lucia, Francisco und Jacinta versprochen, dass Sie sie mit sich in den Himmel nehmen würde. Sie hat erklärt, dass die kleine Maria das Neves, das Mädchen, das erst vor kurzem in Fatima gestorben war, schon im Himmel ist. Die drei Hirtenkinder waren ausgesprochen fasziniert von der Schönheit des Himmels, die sie durch das Erscheinen der Dame - „leuchtender als die Sonne“ - erahnten, und sie hatten nur den einen Wunsch, so schnell wie möglich dorthin zu gelangen. Nicht einmal die Drohung, sie langsam in heißem Öl zu rösten, konnte sie von ihrer Begeisterung, in den Himmel zu kommen, zurückhalten. Sie sagten auf die Drohung hin lediglich: „Auch gut! Wenn sie uns töten, werden wir noch viel früher in den Himmel gehen!“
Doch sagt selbst, wohin werden wir gehen, wenn wir sterben und dabei noch nicht so ganz vollkommen gut sind? Auch hierzu sagt die Gottesmutter bei ihrer ersten Erscheinung zu Lucia etwas wichtiges, als sie nach einem anderen Mädchen, das kurz zuvor gestorben war, fragte: „Amelia befindet sich noch im Fegefeuer.“
DAS FEGEFEUER (auch Purgatorium genannt), liebe Kinder, ist ein Ort großer Leiden, von dem aus man weder Gott noch andere schöne Dinge sehen kann, solange, bis die Seele völlig „purgata“, das heißt „gereinigt“ ist, um in den Himmel eintreten zu können. Könnten wir nun das Fegefeuer umgehen? Aber gewiss! Indem wir die Leiden annehmen, die uns der Herr schickt, und indem wir viel beten. Als Lucia danach fragte, ob auch Francisco in den Himmel komme, sagte die Gottesmutter: „Ja, doch zuvor wird er noch viele Rosenkränze beten müssen.“ Das bedeutet, dass der Hirtenjunge, der so gutherzig war, trotz allem noch einige Fehler hatte, die er durch das Gebet beseitigen konnte, vor allem durch das Rosenkranzgebet.
Und wenn wir sterben und in diesem Moment nicht in der Gnade Gottes stehen, also wenn wir schwere Sünden begangen und diese noch nicht bereut haben? Dann wird unsere Seele in die HÖLLE gehen. Und was, sagt ihr nun, ist die Hölle? Die Hölle ist ein ewiger Schmerz aufgrund der Abwesenheit Gottes, der ja unsere Glückseligkeit ist. Jene, die in die Hölle gehen, können Gott nicht mehr schauen und auch nicht mit Ihm beisammen sein. Sie genießen keinerlei Wohlergehen und erleiden all das, was die Hirtenkinder sahen, also jede Art von Bösem, ohne irgendeinen Trost.
Liebe Kinder, heute sprechen viele davon, dass es die Hölle gar nicht gäbe und es daher sinnlos sei, darüber zu reden, denn dies sei nur ein Märchen für die Dummen. Um sich vom Gegenteil zu überzeugen, würde es genügen, diesbezüglich über das, was die Kinder in Fatima sahen, einmal nachzudenken, über das, was Lucia diesbezüglich niedergeschrieben hat.
Warum wollte es wohl die Gottesmutter, dass die drei Hirtenkinder die Hölle sahen? Gewiss nicht deshalb, um sie zu verängstigen und zu erschrecken. Sondern deshalb, damit auch wir an diese entsetzliche Realität glauben können, die uns dazu anspornen sollte, alles zu tun, damit wir und auch andere dort nicht enden. Wie kann das geschehen? Indem wir das tun, was Lucia, Francisco und Jacinta taten: beten und Opfer für die armen Sünder bringen, wie es die Aufforderung der Gottesmutter ist.
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